Archiwa kategorii: Unsterblich

Schön sein

Manche Menschen sind so schön,
da bleibt einem das Herz fast stehn.
Man staunt und denkt: „Verdammt nochmal,
sowas von schön ist nicht normal.”
Die meisten Menschen sind nicht schön.
Sie haben eine Scheiss-Figur.
Sie haben keinen BMW
und noch nicht mal Abitur.

Schön sein und ein bisschen obszön sein,
sagt die Frau zu dem Mann:
„Hey Schatzi, was will man mehr?”
„Reich sein”, denkt der Mann dann,
weil er ist Prospekteverteiler
und wär gern Millionär.

Wer arbeiten will, findet Arbeit,
was heisst denn hier Niveau?
Die Männer brüllen „Scheisse”
und die Frauen putzen das Klo.
Doch was heisst hier „Faule Säcke”?
Das weiss doch jedes Kind,
dass bei den Männern die Säcke
am produktivsten sind.

Schön sein und ein bisschen obszön sein,
sagt die Frau zu dem Mann:
„Hey Schatzi, was wolln wir mehr?”
„Reich sein”, denkt der Mann dann,
weil er ist Prospekteverteiler
und wär gern Millionär.

Und irgendwann haben sie das Licht gesehn,
es hatte 60 Watt.
Seitdem zünden sie jeden Sonntag
eine Kerze in der Kirche an,
und sie beten, dass ihre Träume in Erfüllung gehn,
denn sie erwarten vom Leben nicht zuviel.

Nur schön sein und ein bisschen obszön sein,
sagt die Frau zu dem Mann:
„Hey Schatzi, wir brauchen nicht mehr!”
„Nur reich sein”, denkt der Mann dann,
weil er ist Prospekteverteiler
und wär gern Millionär.

Sonntag im Zoo

Schau, die Giraffen, ihre Hälse sind lang.
Schau, wie sie lächeln, sie sagen vielen Dank.
Schau, da turnen die Affen, ihr Kreischen ist schön.
Komm reich mir die Hand, laß uns ins Vogelhaus gehn.

Hier sind wir glücklich – ich und du.
Hier sind wir frei – an einem Sonntag im Zoo.
Und die Papageien, man versteht sie nicht ganz.
Eine Welt voller Schönheit, eine Welt voller Glanz.

Und die Käfige offen und groß die Gehege
und die Tiere voll Freude und die Luft voller Liebe.
Hier sind wir glücklich – ich und du.
Hier sind wir frei – an einem Sonntag im Zoo.

Eine Gruppe Japaner, schau, wie sie sich freuen.
Sie werden den Eintritt sicher nicht bereuen.
Sie sind freudig erregt, und sie fotografieren,
sie lachen mit sich und der Welt und den Tieren.

Und die Kinder schreien fröhlich,
und eine Schlange vorm Klo.
Und alle sind glücklich
sonntags im Zoo.

Hier sind wir glücklich – ich und du.
Hier sind wir frei – an einem Sonntag im Zoo.
Siehst du die Wärter, der mit dem Pinguin spricht,
etwas Schöneres gibt es für ihn nicht.

Helden und Diebe

Irgendwann in der frühen Steinzeit
haben wir „Wir sind bereit” geschrien.
Wir waren die Jungs von der Opel-Gang
und unser Weg war noch das Ziel.
„Verschwendet Eure Zeit” und „Komm mit uns”
auf diesen Schlachtruf waren wir stolz.
Und keiner von uns hätte je geglaubt,
dass uns wirklich mal jemand folgt.
In all den Jahren hat sich viel geändert,
wir bescheissen uns da nicht selbst.
Unsre Unschuld war nicht das Einzige,
was unterwegs verloren ging.

Die selbsternannten Wahrheitsfinder,
die uns heute auf den Fersen sind,
suchen den Spion in uns,
die Ratte, die das Schiff verlässt.
Zuviel Fernseh-Shows, zuviel Interviews,
viel zu oft verdächtig nett.
Und sie fragen sich, ob das noch Punkrock ist,
oder wie man sowas eigentlich nennt.

Mal sind wir Helden und mal Diebe,
angeklagt wegen Hochverrat
an uns selbst und der Vergangenheit
und dem, was wir mal war’n.

Auf welches Lied sollen wir euch die Treue schwören,
und dass wir noch immer die Alten sind?
Wie oft wollt ihr noch „das Wort zum Sonntag” hören?
Wie lang wollt ihr noch zu uns stehen?
Wann kommt der Tag, an dem ihr ruft:
„Es reicht, wir haben genug!
Wir möchten endlich andere Lieder
und eure Zeit ist um.”?

Mal sind wir Helden und mal Diebe,
je nachdem, wie der Wind sich dreht.
Aus welcher Richtung er von morgen kommt,
fragen wir uns nicht.

Wir haben uns um den Verstand gesoffen
und sind irgendwie asozial.
Wir sind höflich und bescheiden,
die netten Jungs von nebenan.
Wir sind Propheten, wir sind Lügner,
mal sind wir falsch und manchmal echt.
Vergesst einfach den ganzen Mist,
den man sich über uns erzählt.

Wir sind Helden, wir sind Diebe,
angeklagt wegen Hochverrat
an einer Idee, die seit Jahren tot ist,
und die man längst beerdigt hat.

Wir sind Helden, wir sind Diebe,
wir nehmen’s so wie es grad kommt.
Und wenn ihr an etwas glauben wollt,
glaubt an Euch selbst und nicht an uns.

Wofür man lebt

Ich bin gestern, als ich barfuß war,
auf einer Frage ausgerutscht,
die ich irgendwann mal verloren hab
und die schon länger da gelegen haben muss.

Ich hab solang’ nichts mehr von ihr gehört,
ganz vergessen, dass es sie noch gibt.
Sie sagte: „Schön, mal wieder bei dir zu sein.”
und begann ein Selbstgespräch.

Dass es kein Vorwärts und kein Rückwärts gibt,
weil es nicht mehr als ‚ne Täuschung ist,
warum sich alles nur im Kreis bewegt
und wofür man eigentlich lebt.

Ich hab mich ganz einfach totgestellt,
so getan als wär ich gar nicht da.
Doch sie griff mir blitzschnell an meinen Hals
und drückte mir die Luft fast ab.

Sie müsse leider nochmal woanders hin,
doch sie käm wieder, sagte sie zu mir.
Ich sah sie grinsen, als sie endlich ging,
und konnte ihre letzten Worte hör’n.

Dass es kein Gestern und kein Morgen gibt,
weil’s nicht mehr als ‚ne Täuschung ist,
warum sich alles nur im Kreis bewegt
und wofür man eigentlich lebt.

Lesbische, schwarze Behinderte

An allem sind die Männer schuld,
Machos, meistens Weisse.
Sie sind voll verantwortlich
für die ganze Scheisse.
Sie regieren diese Welt
und haben zuviel Macht.
Sie haben unseren Planeten
auf den Hund gebracht.

Gibt es größere Schurken?
Die Antwort lautet: Nein!
Doch auch lesbische, schwarze Behinderte
können ätzend sein.

Ich traf eine bei Obi,
sie fuhr in ihrem Rollstuhl.
Drängelte sich an der Kasse vor
und zahlte dann noch voll cool
mit einem Tausendmarkschein,
doch sie kaufte nur zehn Schrauben.
Sowas würde sich doch ein normaler Deutscher
gar nicht erst erlauben.

Da schimpfte die Kassiererin,
und alle stimmten ein:
auch lesbische, schwarze Behinderte
können ätzend sein.

Draussen auf dem Parkplatz
fuhr sie mich fast um.
Anstatt sich zu entschuldigen,
brüllte sie nur: „Bist Du dumm?!”
„Ich bremse auch für Männer”,
das stand auf ihrer Brust.
Da hab’ ich so spontan
kein gutes Wort gewusst.

Ich hätte „Fick Dich” rufen sollen,
es fiel mir zu spät ein.
Auch lesbische, schwarze Behinderte
können ätzend sein.

Natürlich bin ich kein Rassist,
vor meinem Kopf ist auch kein Brett
Die meisten lesbischen schwarzen Behinderten
sind alle furchtbar nett.

Doch Ausnahmen wie diese
schliesst die Regel ein.
Auch lesbische schwarze Behinderte
können ätzend sein!

Entschuldigung, es tut uns leid

Wir sind hier, um uns zu entschuldigen,
und wir reichen euch die Hand.
Wir wollten nur das System zerstören,
doch jetzt haben wir nachgedacht.

Unser Leben war hart, unsere Kindheit schwer,
bitte zieht das in Betracht.
Seid nicht böse mit uns, ihr könnt nichts dafür,
wir haben Blumen mitgebracht.

Wir sind hier, um uns zu entschuldigen
bei allen Menschen in diesem Staat.
Für jede Straßenschlacht, jeden Widerspruch
und was sonst noch unschön war.

Für freie Liebe im Park, und den ganzen Lärm
und dass wir mal betrunken warn.
Wir haben bis heute geglaubt,
dass ihr Arschlöcher seid, aber das ist gar nicht wahr.

Wir hatten Steine und ihr nur Wasser.
Ihr hattet Recht und wir waren schuld.
Wir suchten unsere Grenzen.
Habt Dank für die Geduld!
Darum nehmt bitte als Entschuldigung
unsere schönen Blumen an.

Wir sind hier, um uns zu entschuldigen,
und wir wollen nicht länger stören.
Wir sind doch eigentlich genau wie ihr,
wir möchten auch dazu gehören.
Wir haben euch erzürnt, eure Kinder versaut
und euch dann noch ausgelacht.
Doch jetzt tut es uns leid, wir stehen vor euch
und haben Blumen mitgebracht.

Ja, es tut uns wirklich leid, wir stehen vor euch
und haben Kekse mitgebracht.